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Von Juli 2021 bis April 2022 erschien der "Bericht des Monats" ausnahmsweise wöchentlich zum Thema D-Lieferwagen L-7!
Den kompletten Restaurationsbericht über den D-Lieferwagen L7 gibt es als Hardcover-Buch!
Juni 2021 - Wesen und Wert des Motorradsports
Mai 2021 - D-Rad R10 / R11 Getriebe-Gehäuse Nachfertigung
D-Rad R10 / R11 Getriebe-Gehäuse Nachfertigung – Teil 3 Peter Stöcklin © 2021 Mechanische Bearbeitung Die Gussteile kommen im Rohzustand aus der Giesserei. Nachfolgend müssen die Teile mechanisch bearbeitet werden. Eine Herausforderung ist es, wie und wo man das Rohteil auf der Fräsmaschine das erste Mal aufspannen soll. Keine Fläche ist in diesen Zustand eben. Die erste Aufspannung stellt den Anspruch, dass diese möglichst symmetrisch, winklig und zentrisch erfolgen muss, damit die spätere Bearbeitung überall gleichmässig viel Material abträgt. Die erste gefräste oder plane Fläche und die ersten Bohrungen sind die Referenz für die gesamte restliche Bearbeitung. Zusätzlich musste eine Aufspannvorrichtung hergestellt werden, um die Gehäuseteile überhaupt spannen zu können. Mit Hilfe des 3D-Modells konnte daraus schliesslich das CNC-Programm für die Fräsmaschine erstellt werden. Die Abläufe sind analog der Beschreibung bei der Herstellung der Gussmodelle. Die folgende Bildstrecke zeigt die Bearbeitung und die fertigen Gehäuseteile.
Zusammenbau Der Zusammenbau gestaltet sich nicht anders als bei einem Originalgehäuse. Es gibt aber folgende Punkte, welche dabei beachtet werden müssen: Die Bohrung für den Niet des Ausklinkplättchens ist bewusst nicht vorhanden. Je nachdem, ob ein Originalplättchen vorhanden ist und nach Grösse dessen Niet kann das Loch passend gebohrt werden. Ist das Originalplättchen schlecht, muss ein neues angefertigt und gehärtet werden. Anschliessend kann danach die Bohrung am Gehäusedeckel erfolgen. Weiter gab es bei der Vermassung verschiedene Tiefen für das kleine Kugellager im Gehäuse. Somit soll das Getriebe zuerst zusammengebaut werden und dann das Längsspiel der Wellen gemessen werden. Dabei ist auch die Dicke der Papierdichtung zu berücksichtigen. Abhängig vom Spiel kann die Dicke des Distanzringes auf der Primärwelle bestimmt werden. Dabei muss aber auch beachtet werden, ob die Bronzebuchsen und deren Bundflächen nicht abgenützt sind. Diese sind bei Bedarf zu erneuern. In die Bronze-Lagermutter der Schaltwelle habe ich anstelle der Filzdichtung einen Simmerring eingesetzt. Dies ist der Ort, wo sonst das Getriebe Öl verliert. Hierzu sei noch vermerkt, dass die Wellenfeder auf der Schaltwelle kein Spiel haben soll. Schaltwelle und - Gabel sollten satt ineinandergeschoben werden können. Dies ist abgesehen von einem ausgeleierten oder falsch eingestellten Schaltgestänge der Grund, weshalb insbesondere der 2. Gang herausspringt.
Teil 3 von 3
April 2021 - D-Rad R10 / R11 Getriebe-Gehäuse Nachfertigung
D-Rad R10 / R11 Getriebe-Gehäuse Nachfertigung – Teil 2
Peter Stöcklin © 2021
Möglichkeiten von Aluminiumguss
Für die Herstellung von Gussformen gibt es mehrere Möglichkeiten. Werden nur geringe Mengen an Gussrohlingen oder sogar nur ein Einzelstück benötigt, kann heute direkt eine Sandform im 3D-Drucker erstellt werden. Dabei wird Sand und ein Bindemittel schichtweise mit dem Drucker aufgebaut und verklebt. Ab ca. 10 Stück lohnt sich dieses Verwahren meist nicht mehr. Die Oberfläche des fertigen Gussteils ist eher rau und es können evtl. die Druckschichten in der Sandform erkannt werden. Die Sandform selbst ist nur einmalig verwendbar und geht verloren.
Eine weitere Möglichkeit ist der Bau einer Kernform und eines Kernkastens. Das ist eine Positivform und ein umschliessender Kasten. In die Zwischenräume dieser Formen wird Sand mit Bindemittel eingebracht und verfestigt. Dieser Sand ergibt die Negativform für den Guss. Die Sandform selbst ist auch hier nur einmalig verwendbar und geht ebenfalls verloren. Die Gussoberfläche wird feiner. Die Vorarbei-ten sind aufwändig, dafür kann später kostengünstiger reproduziert werden.
Original waren die Gehäuse in einer Stahlkokille gegossen. Das ist eine Negativform aus Stahl, in welche das Alu gegossen wird. Beim D-Rad Getriebe sind die Konturen und der Aufbau der Form gut erkennbar. Dieses Verfahren lohnt sich nur bei hohen Stückzahlen, die Form geht nicht wie bei Sand verloren und die fertige Oberfläche ist sehr fein.
Es gibt noch andere Methoden zum Nachbau von Teilen. Oft wird nur ein Abdruck eines Originalteiles genommen. Das ist zwar billig, stimmt aber wegen der Schrumpfmasse beim Erkalten des Aluminiums nicht mehr mit dem Originalteil überein. Für mein Getriebe war dies von Anfang an keine Option.
Ich habe mich für die Variante mit Kernbau und Sandform entschieden. Die Kosten waren höher als bei einem 3D-Druck, dafür kann die Kernform bei allfälliger Nachfrage wiederverwendet werden, d.h. eine weitere Gussserie würde wesentlich günstiger als beim 3D-Druck.
Formenbau und Guss
Die Kernformen wurden bei der Giesserei aus unseren 3D-Daten hergestellt. Das Computermodell wird zuerst um das Schrumpfmass der Alulegierung 'aufgeblasen'. Dies ist ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem Abdruck aus einem Originalteil. Per Software lassen sich alle Abmessungen so erweitern, dass nach dem Guss und Erkalten des Werkstückes die ursprünglichen Abmessungen herauskommen.
Weiter ist es vor dem Formenbau wichtig, alle zu bearbeitenden Flächen oder Öffnungen mit zusätzlichem Material zu versehen. In unserem Fall wurden diese Bereiche in der Zeichnung rot markiert, damit die Giesserei wusste, wo später bearbeitet wird. An diesen Stellen hat der Formenbauer 3mm Material dazugegeben.
Datenaufbereitung der Kundendaten
Das Datenmodell des Gehäuses wurde entlang der späteren Formtrennung halbiert, um Radien zu bearbeiten und den Formanzug zu modellieren. Dies ist nötig, um später das Modell aus der Sandform ziehen zu können.
Herstellung der Kernform
Zur Bildung der Form für die Gehäuseinnenseite wird ein Sandkern benötigt. Am CAD entsteht dieser als Volumenkörper mit verlängerten Bereichen, die als sogenannte Kernlager dienen.
Dieses Bild zeigt eine Hälfte des späteren Werkzeuges, welches zur Herstellung des Sandkerns benötigt wird. Der Ausschnitt rechts am Gehäuse dient zum Einblasen des Sandes. Der Modellkörper des Gehäuseinneren und darüber die Gussteilgeometrie. Erstellung des Fräsprogrammes. Das Fräsprogramm setzt sich aus einer Folge von Operationen zusammen. Für jedes Formwerkzeug wird je ein Programm erstellt und anschliessend an die CNC-Fräsmaschine übertragen. Das Bild zeigt einen Teil der Fräsbahnsimulation zur Erstellung des Modells für den Getriebedeckel. Die grünen Linien stellen den Werkzeugweg dar. Herstellung der Giesserei-Werkzeuge (Modelle) auf CNC 3-Achs Fräscenter. Grüner Kunststoffblock als Ausgangsmaterial zur Modellherstellung des Deckels. Deckelmodell nach der Schrupp-Operation. Fertige Modellkörper für den Deckel mit Innen- und Aussenseite. Entstehung der Gehäusemodellplatten. Schruppen der Umrisse. Die fertig gefrästen Modellhälften des Gehäuses.
Kernkasten
Der Kernkasten entsteht analog den Modellkörpern. Dieser wird mit Entlüftungsdüsen, Zentrierdübeln und Griffleisten versehen. Manuelle Ergänzungen der Form mit dem Giesssystem. Herstellungsprozess Alu-Sandgussform. Der Sandkern wird mittels Kernkasten hergestellt. Durch die obere Öffnung wird ein Gemisch aus Quarzsand und Bindemittel mit Druckluft in das Werkzeug geblasen. Die untere und obere Sandform für die Aussenseite des Getriebes wird anhand der entsprechenden Modellplatten abgeformt. Der abgebildete Kasten wird mit Sand und Bindemittel gefüllt, verdichtet und ausgehärtet. Danach wird das grüne Modell entfernt. Die geschlossene Sandform, welche auch den Kern beinhaltet, bildet das Gusswerkzeug. Durch die Einfüllöffnung an der Oberseite wird das flüssige Aluminium gegossen. Die Sandformen werden nach Erstarren des Aluminiums zerstört, damit das Gussteil entnommen werden kann.
Rohguss
Rohgussteil nach dem Entfernen des Giesssystems und der Gussgrate sowie fertig verputzt. Ich danke der Firma Stebler für die gute Zusammenarbeit, die perfekte Ausführung sowie für die zur Verfügung gestellten Bilder.
Teil 2 von 3
März 2021 - D-Rad R10 / R11 Getriebe-Gehäuse Nachfertigung
Teil 1 von 3
Februar 2021 - Allerlei von Zündkerzen
Ein grosses Dankeschön an Helmut Zum Felde für die Bereitstellung dieses Berichts!
Teil 4 von 4
Januar 2021 - Allerlei von Zündkerzen
Ein grosses Dankeschön an Helmut Zum Felde für die Bereitstellung dieses Berichts!
Teil 3 von 4